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    Philosophischer Salon | B–Side–Festival 2019 | Münster

    Philosophischer Salon | B–Side–Festival 2019

    Samstag | 21. September 2019 | ab 15:00 Uhr

    Hansa Coworking | Dortmunder Str. 25 | Münster

    Ein neu­es Ver­ständ­nis von Poli­tik steht auf der Agen­da. Es geht um ein neu­es Mit­ein­an­der, das in der Anony­mi­tät unse­rer Städ­te inzwi­schen kaum mehr mög­lich scheint. — Im Ver­gleich zu vor­ma­li­gen Epo­chen sind wir seit den 70ern jedoch sehr viel selbst­be­wuß­ter, selbst­be­stimm­ter, eman­zi­pier­ter und inso­fern tat­säch­lich ›mün­dig‹ gewor­den. Also wer braucht wirk­lich noch Poli­ti­ker, um die eige­nen Inter­es­sen zu ver­tre­ten? Wer braucht noch poli­ti­sche Par­tei­en mit Gesamt­pa­ke­ten, die man von Fall zu Fall anders schnü­ren würde?

    Eine lang­fri­sti­ge Ent­wick­lung steht auf der Agen­da, hin zu sehr viel mehr Basis­de­mo­kra­tie. Die her­kömm­li­che Par­tei­po­li­tik mit der Per­so­na­li­sie­rung und Emo­tio­na­li­sie­rung sämt­li­cher Debat­ten durch Medi­en, die sich immer weni­ger um die Sachen selbst bemü­hen, über­haupt, die gan­ze reprä­sen­ta­ti­ve Demo­kra­tie ist nicht mehr zeitgemäß. 

    Das ist der eigent­li­che Grund für Poli­tik­ver­dros­sen­heit und Pro­test­wahl­ver­hal­ten. — Es ist an der Zeit, jenen pro­gram­ma­ti­schen Satz aus der Regie­rungs­er­klä­rung von Wil­ly Brandt aus dem Jah­re 1969 wie­der auf­zu­grei­fen: Wir wol­len mehr Demo­kra­tie wagen.

    Wer jede Basis­de­mo­kra­tie gene­rös für unrea­li­stisch erklärt, ein­fach weil vie­le in ihren Kom­pe­ten­zen über­for­dert wären und der ›Füh­rung‹ bedürf­ten. Wer glaubt, die angeb­lich äußerst ›schlech­te Natur des Men­schen‹ stün­de sämt­li­chen sol­cher Visio­nen ganz prin­zi­pi­ell ent­ge­gen, ist auf­grund der eige­nen Res­sen­ti­ments zum Opfer der vie­len aber­wit­zi­gen, anthro­po­lo­gisch unhalt­ba­ren Ammen­mär­chen gewor­den: Wer sich und den Ande­ren eine bes­se­re Gesell­schaft ein­fach nicht zutraut, spricht damit das übel­ste Urteil eigent­lich über sich selbst. — Selbst­ori­en­tie­rung, Selbst­ver­wal­tung, Selbst­be­stim­mung und nicht zuletzt auch Selbst­ver­wirk­li­chung, dar­auf kommt es an. Wofür und wozu leben wir sonst?

    Alter­na­ti­ven fal­len jedoch nicht vom Him­mel, offe­ne Dis­kur­se sind eine Fra­ge der Gesprächs–Kultur. Das Niveau muß sich deut­lich heben. Sehr viel mehr Dis­kur­si­vi­tät muß tat­säch­lich auch ›kul­ti­viert‹ wer­den, wäh­rend die medi­al geschür­ten öffent­li­chen Debat­ten der­zeit noch das gera­de Gegen­teil demon­strie­ren. — Es geht um Selbst­be­stim­mung, Par­ti­zi­pa­ti­on und um die Pas­si­on für das Gan­ze. Es geht um sehr viel mehr an Mit­ein­an­der, als es in den Arbeits– und Lebens­wel­ten anony­mer Städ­te ›nor­ma­ler­wei­se‹ üblich ist.

    Im Stadt­ha­fen von Mün­ster hat sich vor weni­gen Jah­ren eine Initiative gegrün­det und zum Ziel gesetzt, einen alten Spei­cher als Kul­tur­zen­trum wie­der­zu­be­le­ben. Tat­säch­lich war die­se Initia­ti­ve ein außer­or­dent­li­cher Erfolg. 

    Es braucht nicht viel Phan­ta­sie, sich vor Augen zu füh­ren, was da so alles in die Wege gelei­tet wor­den ist, das Haus zu erhal­ten und Dis­kur­se zu eta­blie­ren, um aus dem ›Hansa­vier­tel‹ ein Quar­tier zu machen, das sich auf der Grund­la­ge neu­er Par­ti­zi­pa­ti­ons­pro­zes­se immer wei­ter ent­wickeln soll zu einem Ort, an dem das Leben lebens­wer­ter wird, selbst wenn es dort all­abend­lich hoch her­geht. Das ist eine gewal­ti­ge Leistung.

    Das waren gewiß nicht weni­ge und auch kei­ne klei­nen Hür­den, die da genom­men wor­den sind. Umso erstaun­li­cher ist es, wie sehr doch das Pro­jekt der B–Side und dann auch noch das Hafen­fo­rum inzwi­schen ›eta­bliert‹ wor­den sind. — Es geht eben auch anders, das ist ›Haus­be­set­zung‹ in den 70er Jah­ren die­ses Jahr­hun­derts. Nicht nur das Haus, son­dern gleich das gan­ze Han­sa­vier­tel ste­hen auf dem Programm.

    In die­sem Pro­jekt haben alle Betei­lig­ten, die Akti­vi­sten und Künst­ler, eben­so wie die Ver­tre­ter der Stadt, der Behör­den, der Par­tei­en und nicht zuletzt die Bür­ger des Han­sa­vier­tels gan­ze Arbeit gelei­stet, so daß man sehen kann, daß man­ches gelingt, was anfangs schier unmög­lich schien.

    Vom 20.–21. Sep­tem­ber wird das B–Side–Festival 2019 unter dem Mot­to „Par­ti­zi­pas­si­on — Ent­decke das Quar­tier in Dir!“ in die 4. Run­de gehen und am Sams­tag, den 21. Sep­tem­ber 2019 fin­det ab 15:00 Uhr im Han­sa Cowor­king der Phi­lo­so­phi­sche Salon statt.

    In die­sem Phi­lo­so­phi­schen Salon möch­te ich mit mög­lichst vie­len der Betei­lig­ten eini­gen Fra­gen nach­ge­hen, wie das Unmög­li­che mög­lich gemacht wur­de, wer wel­che Erfah­rung dabei gemacht hat, wo die Rei­se hin­geht und vor allem, ob das, was sich hier ereig­net, Vor­bild­cha­rak­ter hat für mehr Partizipassion.

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  • Anthropologie,  Lehre,  Moderne,  Religion,  Theorien der Kultur,  Zeitgeist,  Zivilisation

    EPG II

    Oberseminar: Ethisch–Philosophisches Grundlagenstudium II

    WS 2019 | freitags | 14:00–15:30 Uhr | Raum: 30.91–009

    Beginn: 17. Okt. 2019 | Ende: 6. Febr. 2020

    Universe333: Yoga­Bey­ond Hon­za & Clau­di­ne Bon­di; Beach, Austra­lia 2013. — Quel­le: Public Domain via Wiki­me­dia Commons.

    Seit 2001 ist das Ethisch–Philosophische Grund­la­gen­stu­di­um (EPG) obligatorischer Bestand­teil des Lehramtsstudiums in Baden–Württemberg. Es besteht aus zwei Modu­len, EPG I und EPG II. — Ziel des EPG ist es, zukünf­ti­ge Leh­re­rIn­nen für wissenschafts– und berufs­ethi­sche Fra­gen zu sen­si­bi­li­sie­ren und sie dazu zu befähigen, sol­che Fra­gen selb­stän­dig behandeln zu kön­nen. The­ma­ti­siert werden die­se Fra­gen im Modul EPG II.

    Um in allen die­sen Kon­flikt­fel­dern nicht nur zu bestehen, son­dern tat säch­lich ange­mes­sen, pro­blem­be­wußt und mehr oder min­der geschickt zu agie­ren, braucht es zunächst ein­mal die Gewiß­heit, daß immer auch Ermessens– und Gestal­tungs­spiel­räu­me zur Ver­fü­gung ste­hen. Im Hin­ter­grund ste­hen Idea­le wie Bildung, Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit, die Erfah­rung erfül­len­der Arbeit und Erzie­hungs­zie­le, die einer huma­ni­sti­schen Päd­ago­gik ent­spre­chen, bei der es eigent­lich dar­auf ankä­me, die Schü­ler bes­ser gegen eine Gesell­schaft in Schutz zu neh­men, die immer for­dern­der auf­tritt. In die­sem Sin­ne steht auch nicht ein­fach nur Aus­bil­dung, son­dern eben Bil­dung auf dem Programm.

    Auf ein– und das­sel­be Pro­blem läßt sich unter­schied­lich reagie­ren, je nach per­sön­li­cher Ein­schät­zung las­sen sich ver­schie­de­ne Lösungs­an­sät­ze ver­tre­ten. Es ist daher hilf­reich, mög­lichst vie­le ver­schie­de­ne Stel­lung­nah­men, Maßnahmen und Ver­hal­tens­wei­sen syste­ma­tisch durch­zu­spie­len und zu erör­tern. Dann läßt sich bes­ser ein­schät­zen, wel­che davon den päd­ago­gi­schen Idea­len noch am ehe­sten gerecht werden.

    So ent­steht all­mäh­lich das Bewußt­sein, nicht ein­fach nur agie­ren und reagie­ren zu müs­sen, son­dern bewußt gestal­ten zu kön­nen. Nichts ist hilf­rei­cher als die nöti­ge Zuver­sicht, in die­sen doch sehr anspruchs­vol­len Beruf nicht nur mit Selbst­ver­trau­en ein­zu­tre­ten, son­dern auch zuver­sicht­lich blei­ben zu kön­nen. Dabei ist es ganz beson­ders wich­tig, die Gren­zen der eige­nen Rol­le nicht nur zu sehen, son­dern auch zu wahren.

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